⚠️ Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information über die steuerliche Behandlung von Glücksspielgewinnen in Österreich. Er stellt keine individuelle Steuerberatung dar und ersetzt nicht die Konsultation eines Steuerberaters. Trotz sorgfältiger Recherche können wir keine Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit übernehmen. Steuerrechtliche Bestimmungen können sich ändern.
Stand: Oktober 2025

Sie haben gewonnen. Der Automat spuckt eine Symphonie aus Licht und Ton, die Roulettekugel hat sich in Ihr privates Glücksnest gelegt, die Lottozahlen tanzen vor Ihren Augen. Der erste Gedanke ist Euphorie. Der zweite, oft leisere, ist eine typisch österreichische Sorge: Und was will der Finanzminister davon haben? Die gute Nachricht, um sie gleich vorwegzunehmen und dem werten Leser den Puls zu beruhigen, lautet: In den allermeisten Fällen gar nichts. In der Alpenrepublik ist das Glück ein seltenes Gut, das der Staat dem Bürger tatsächlich gönnt – zumindest, was die Einkommensteuer betrifft. Doch wie bei jeder guten Geschichte gibt es auch hier Fußnoten, Ausnahmen und Sonderfälle, die man kennen sollte. Hier ist die definitive Anleitung, um Ihren Gewinn sicher durch die Untiefen des Steuerrechts zu navigieren.

Die Grundregel: Ein Freifahrtschein vom Fiskus

Die gesetzliche Grundlage des Glücks

Warum bleibt der Gewinn unangetastet? Die Antwort liegt im österreichischen Einkommensteuergesetz (EStG). Dieses kennt sieben definierte Einkunftsarten (aus Landwirtschaft, selbständiger Arbeit, Gewerbebetrieb etc.). Was nicht in eine dieser Schubladen passt, ist für den Fiskus schlicht unsichtbar. Glücksspielgewinne sind per Definition das Ergebnis des Zufalls – und Zufall ist keine planbare, nachhaltige Einkunftsart. Das Glück ist eben kein Gehalt und keine Miete, sondern ein unberechenbarer Blitz aus heiterem Himmel. Daher fällt es durch das Raster der Besteuerung.

Was bedeutet das in der Praxis?

  • Der volle Gewinn gehört Ihnen: Auf den reinen Gewinnbetrag fällt keine Einkommensteuer an.
  • Keine Angabe in der Steuererklärung: Ein typischer Lottogewinn oder ein Glückstreffer im Casino muss nicht in der jährlichen Steuererklärung deklariert werden.
  • Gilt unabhängig von der Höhe: Ob 1.000 Euro am Automaten oder 10 Millionen im Lotto – das Prinzip bleibt dasselbe.
  • Gilt für die meisten Glücksspielarten: Von Casino-Tischspielen über Slots und Lotterien bis hin zu den meisten Sportwetten.

Die Ausnahmen: Wenn das Glück zur Profession wird

Der Freifahrtschein gilt nicht ewig und nicht für jeden. Der Staat zieht die Grenze dort, wo aus dem zufälligen Glück eine planbare Tätigkeit wird.

Gewerbliche und Berufliche Spieler: Der Profi am Tisch

Wenn das Pokerspiel nicht mehr nur ein Hobby, sondern der Hauptberuf ist, ändert sich alles. Sobald eine Tätigkeit regelmäßig, nachhaltig und mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wird, wacht das Finanzamt auf. Ein professioneller Pokerspieler, der von Turnier zu Turnier reist, ist kein Glücksritter mehr, sondern ein Unternehmer. Seine Gewinne gelten als Einkünfte aus Gewerbebetrieb (§ 23 EStG).
Die Konsequenzen: Der Gewinn (Einnahmen minus Ausgaben wie Buy-Ins oder Reisekosten) unterliegt dem progressiven Einkommensteuersatz von bis zu 55 %. Zudem kann eine Sozialversicherungspflicht entstehen. Wer hier unsicher ist, sollte zwingend einen Steuerberater konsultieren.

Preisgelder vs. Glücksspielgewinne: Der feine Unterschied

Nicht jeder Gewinn ist ein Glücksspielgewinn. Der Staat unterscheidet fein säuberlich zwischen Zufall und Können.

  • Gewinn aus Glücksspiel (Zufall): Steuerfrei. Beispiel: Roulette, Lotto.
  • Preis aus Wettbewerb (Geschick/Wissen): Steuerpflichtig. Beispiel: Gewinn bei einer TV-Quizshow, Preisgeld bei einem E-Sport-Turnier.

Erträge aus Gewinnen: Wenn der Gewinn arbeitet

Dies ist die wichtigste Fußnote: Der ursprüngliche Gewinn ist steuerfrei, aber alles, was dieser Gewinn später an Erträgen erwirtschaftet, ist es nicht.
Beispiel: Sie gewinnen 1 Million Euro und legen das Geld in Aktien an. Die Dividenden in Höhe von 30.000 Euro pro Jahr unterliegen der Kapitalertragsteuer (KESt) von 27,5 %.

Ausländische Gewinne: Ein Blick über die Grenze

Gewinnen Sie in Las Vegas, sind diese Gewinne in Österreich ebenfalls steuerfrei. Aber Vorsicht: Viele Länder, allen voran die USA, behalten eine Quellensteuer direkt vom Gewinn ein (oft 24 % oder mehr). Diese zurückzufordern ist kompliziert und oft nur über Doppelbesteuerungsabkommen teilweise möglich.

Meldepflichten: Muss das Finanzamt davon wissen?

Für den typischen Hobby-Spieler lautet die Antwort: Nein. Da der Gewinn keine steuerpflichtige Einnahme darstellt, besteht keine Pflicht, ihn in der Steuererklärung anzugeben. Taucht jedoch plötzlich eine hohe Summe auf Ihrem Konto auf, kann die Bank oder im Rahmen einer späteren Prüfung das Finanzamt nach der Herkunft fragen (insbesondere zur Vermeidung von Geldwäsche). Daher gilt: Bewahren Sie alle Gewinnnachweise auf! Ein Auszahlungsbeleg oder eine Gewinnbestätigung ist der beste Beweis für den legalen und steuerfreien Ursprung Ihres neuen Vermögens.

Internationale Vergleiche: Österreich als Steuerparadies für Spieler

Ein Blick ins Ausland zeigt, wie gut es österreichische Spieler haben.

Land Regelung für Hobby-Spieler
Österreich Grundsätzlich steuerfrei
Deutschland Gewinne steuerfrei, aber 5,3 % Steuer auf Online-Einsätze
Schweiz Bis ca. 1 Mio. CHF steuerfrei, darüber Verrechnungssteuer
USA Voll steuerpflichtig (Bundes- und ggf. Landessteuer)
Großbritannien Steuerfrei
Spanien Steuerpflichtig ab 2.500 €

FAQ: Ihre Fragen, unsere Antworten

Sind meine Casino-Gewinne in Österreich steuerfrei?
Ja, solange Sie kein Berufsspieler sind, sind Gewinne aus Glücksspielen in der Regel von der Einkommensteuer befreit.
Muss ich einen Lottogewinn in der Steuererklärung angeben?
Nein, für einen typischen Lottogewinn besteht keine Angabepflicht.
Gibt es eine Obergrenze für steuerfreie Gewinne?
Nach aktueller Rechtslage ist keine betragsmäßige Obergrenze für die Steuerfreiheit von Glücksspielgewinnen bekannt.
Ab wann gelte ich als „gewerblicher“ Spieler?
Wenn Sie regelmäßig, nachhaltig und mit der Absicht, Ihren Lebensunterhalt zu verdienen, spielen. Dies ist eine Einzelfallentscheidung, die im Zweifel ein Steuerberater klären sollte.
Was ist mit den Zinsen, die ich auf meinen angelegten Gewinn bekomme?
Diese sind als Kapitalerträge voll steuerpflichtig (in der Regel 27,5 % KESt).
Kann ich Spielverluste von der Steuer absetzen?
Nein. Da die Gewinne nicht steuerpflichtig sind, können im Gegenzug auch keine Verluste geltend gemacht werden.

Fazit: Ein seltener Moment der Großzügigkeit

Gewonnen – und der Gewinn gehört Ihnen, ganz ohne den bitteren Nachgeschmack einer Steuerrechnung. In Österreich ist dieser Traum für die meisten Spieler Realität. Das Steuerrecht zeigt sich hier von einer ungewohnt großzügigen Seite. Wichtig bleibt jedoch die saubere Trennung: zwischen Hobby und Beruf, zwischen dem reinen Glücksgewinn und den Erträgen, die er später erwirtschaftet, und zwischen Zufall und Können. Bewahren Sie Ihre Belege auf, genießen Sie Ihren Gewinn und konsultieren Sie bei professionellen Ambitionen oder sehr hohen Summen einen Experten. Denn das größte Glück ist am Ende jenes, das man ohne Sorgen genießen kann.